Alte Schule
An dieser Stelle gab es, laut Camburger Amtsbuch von 1674, ein Schulhaus mit einem Schulmeister. Es wird vermutet, dass es schon 100 Jahre früher einen Schuldiener und somit auch eine Dorfküsterschule gab. Dies führt man darauf zurück, weil der Pfarrer zu Wichmar in dieser Zeit hohe Geldbezüge an Naturalien abzugeben hatte. Es war eine „Ein-Klassen-Dorfschule“, welche von Kindern aus Würchhausen, Rodameuschel und Wichmar besucht wurde.
Im Winterhalbjahr war der Unterricht am intensivsten, da die Kinder in den Sommermonaten bei der Ernte mithelfen mussten. Der Schulweg für die Würchhäuser Kinder war nicht bei jedem Wetter (tägliche Überfahrten mit der Kahnfähre, Saale-Hochwasser, Eisgang im Frühjahr) der Sicherste. Deshalb gingen sie 30 Jahre später nach Münchengosserstedt und dann nach Döbritschen in die Schule.
Nach der Brandkatastrophe vom 13.07.1731 gelang es den Gemeinden Rodameuschel und Wichmar bis zum 03.06.1732 ein neues Schulhaus zu errichten. Ein knappes Jahrhundert später wurde vom Wichmarer Rat beschlossen, eine moderne Schule zu bauen. Sie wurde 1854 bezogen und galt für eine „Landschule als ein stattliches Gebäude“. „1869 wurde anlässlich des Wichmarer Kinderfestes zu Johanni (24.Juni) sogar eine eigene Wichmarer Schulfahne gestiftet.“ Etwas später wurde an die kleine Gemeindeschule ein neuer „Schulsaal – das große Klassenzimmer“ angebaut. Die Gesamtsumme von 5000 Goldmark teilten sich Wichmar mit 2/3 und Rodameuschel mit 1/3. Durch das hohe Engagement von Bürgermeister Hermann Kaak und Lehrer August Jetschky konnte am 21.08.1893 der neue Schulsaal eingeweiht werden. Es war das Abschiedsgeschenk des alten Bürgermeisters Kaak an die Gemeinde am Ende seiner 18jährigen Amtszeit. „Aus diesem feierlichen Anlass bekamen die Schulkinder je eine Bratwurst und Bier(!). (Gewiss war es das süße „Braunbier“- auch „Kinderbier“ genannt, das häufig auch im Sommer zu kühler „Biersuppe“ verwendet wurden ist.)“ Das Schulhaus war im Erdgeschoß zugleich auch Wohnung für das Lehrer-Ehepaar mit unmittelbar anliegenden Gärten. Die Einwohner erzählten, dass auch während der beiden Weltkriege Lehrer nach Wichmar kamen, um die Kinder zu unterrichten. Es war eine „Zwei-Klassen-Dorfschule“ geworden, das heißt von 1.-4. und 5.-8. Klasse wurden die Kinder unterrichtet.
Ab Mitte der 1950iger Jahre gingen die Kinder nach Camburg in die Schule. Um das Gebäude weiterhin zu nutzen, wurde es durch einige Umbaumaßnahmen im Erd-geschoß als Kindergarten und im 1. Stock als Kinderkrippe eingerichtet. 1959 wurden die ersten Kindergartenkinder in Empfang genommen. Ab 01. Mai 1960 kamen auch die ersten acht Kinder in die Kinderkrippe. In den nächsten Jahren wurde vieles geschaffen und renoviert. Aus dem alten Stall entstanden Büro, Garderobe und Toilette.
Nach dem Fall der Mauer 1989 kamen geburtenschwache Jahrgänge, welche dazu führten, 1991 die Kinderkrippe und fünf Jahre später den Kindergarten zu schließen. Von da an wurde das Gebäude als Bürgermeisteramt, für Veranstaltungen der Vereine und der Bürger Wichmars genutzt. Der anliegende Spielplatz war für alle zugänglich. Nach einer umfassenden Sanierung des Gebäudes wurde es am 10. September 2022 mit einem „Tag der offenen Tür“ als „Bürgerhaus“ eingeweiht.