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Weinbau, Reblaus, Zwetschgendarre

In Thüringen sorgen der Muschelkalk und die großen Flusstäler für eine an die 1000 Jahre reichende Weinanbaugeschichte. Noch heute ist die Landschaft geprägt von ehemaligen Weinbergterrassen, welche zur leichteren Bewirtschaftung dienten und der Erosion durch starke Niederschläge vorbeugten. Die Mönche brachten die Kenntnisse über die Weinwirtschaft, mit der Gründung der Klöster in Thüringen, aus den Rheingegenden mit. Der Wein wurde zur Krankenpflege und als Tafelwein verwendet. Bald kamen die adligen Stände in den Weingenuss. Sie lernten ihn zu schätzen und bauten ihn in ihren Burg- und Schlossgärten an. 


Seit dem Jahre 1325 ist der Weinbau in Wichmar belegt. Im späten Mittelalter folgte das Bürgertum als Weinkonsumenten, da er mit seiner längeren Haltbarkeit und belebenden Wirkung dem begrenzt haltbarem Bier vorgezogen wurde.
 

Das warme Klima des 15. und 16. Jahrhunderts förderte die Ausweitung der Rebflächen und erreichte ihre größte historische Ausdehnung. Im 17. und 18. Jahrhundert führt das Klima der sogenannten „kleinen Eiszeit“ mit strengeren Wintern, einer höheren Frostgefährdung und kurzen Sommern zu immer unsichereren Erträgen. Hinzu kamen der Dreißigjährige Krieg und die dadurch fehlenden Arbeitskräfte zur Bewirtschaftung der Weinberge.
 

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts folgten Rebstock- und Traubenkrankheiten wie der falsche Mehltau (ab 1860) und die Reblaus (ab 1875). Dies führte dazu, dass der arbeitsintensive Weinanbau unwirtschaftlich wurde und die traditionsreiche Kultur vorläufig endete. Immer mehr Rebflächen wurden gerodet und durch Obst- und Hopfenanbau weitergenutzt.


In Wichmar wurden pflegeleichte Zwetschgenbäume gepflanzt. Die Weinberghäuschen, welche zur Aufbewahrung der Geräte für Pflege und Weinlese und ebenso als Wochenendhäuschen zur Freizeitgestaltung mit Weinfesten genutzt wurden, dienten nun als Zwetschgendarren.
Ende des 20. Jahrhunderts erlebte der Weinanbau in Thüringen durch Weingüter und Hobbywinzer erstmals wieder einen deutlichen Aufschwung. Die geschützten Anbaugebiete, ca. 120 ha, gehören zum Weinanbaugebiet Saale-Unstrut.


In Wichmar wird seit dem Jahr 2003 wieder Wein angebaut und durch den Hobbywinzer Heiko Rosemann mit seiner Familie betrieben. Die Tradition der Weinwirtschaft wird seit 2010 jährlich am letzten Augustwochenende mit einem Weinfest gefeiert.